Sparkassen in den 1950er Jahren

Wo es nichts zu sparen gibt ist Sparwerbung schwierig

Vor dem Krieg viele Bankhäuser

 

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges gab es in Österreich keine funktionierende Geld­wirtschaft mehr.

Die meisten Privatbanken, die einst Österreichern jüdischen Glaubens gehört hatten, waren diesen enteignet worden oder aufgelassen worden. Große Geld­summen flossen bereits 1938 nach Deutschland ab.[1]

 

Bei einer solchen Inflation sind Zinsen nutzlos 

 

Durch Inflation und wertlos gewordene Anleihen des Deutschen Reichs war kaum mehr etwas vom übrigen Geldwert vorhanden.[2] Vor allem traf dies nun die Besitzer von Sparbüchern, sofern sie nicht aufgrund ihres jüdischen Glaubens nicht ohnehin schon zuvor ihres Eigentums beraubt worden waren.

 

Werbung für Banken = jüdisch?

 

Da zuvor die jahrelange Hetze gegen Juden und das „jüdische Kapital“,[3] sowie deren angeblich marktschreierische Art, Geld zu verleihen, nicht zuletzt auch oft gegen die prächtig ausgestalteten Bankhäuser selbst gerichtet war, suchte man nun – im Bemühen, diese Assoziation loszuwerden - mehr oder weniger im „Hinterzimmer“ die Geldgeschäfte abzuwickeln. Selbst die Hauptstelle der Zentralsparkasse war bis Ende der 1960er Jahre im Rathaus (I. Stadt) nicht gerade besonders kundenfreundlich angelegt. So zeigten die noch vorhandenen, zum Teil arisierten Banken aufgrund der von der II.-Republik übernommenen Ständestaat und NS-Gesetze sehr zaghafte Versuche, sich dem potentiellen Kunden anzunähern.

 

Bis zur Souveränität 1955 - wer traut der russischen Regierung?

 

Zu den Gesetzen gesellte sich das äußerst ungünstige Klima des UdSSR-Sozialismus auf die freie Marktwirtschaft, der zum Teil auch von österreichischen Politikern mitgetragen wurde.

 

Man versteckt sich - Sparkassenfilialen 


Eine Bank in den frühen 1950er Jahren war damals kaum zu erkennen und Filialen der Zentralsparkasse beispielsweise in Hinterhöfen untergebracht. Schaufensterdekoration gab es in der Regel nicht, sondern Vorhänge oder gefrostetes Glas hinter Gittern.[4]

 

Die Öffnung zur Straße hin mit großen Fenstern begann Ende der 1950er Jahre, wie eine Foto­grafie (Abb. 57) der „Z“ Filiale Elterleinplatz in Wien zeigt. Erkennbar sind dreimal das Z-Logo, das als „brand“ positioniert wird und eine am Kassaschalter stehende Sparefroh-Figur. Plakate waren bis dato, wenn überhaupt, in der Bank zuerst in den Kassahallen zu sehen und 

nicht an einer Anschlagswand oder Litfaßsäule.

Dies hätte als unmoralisch gegolten.[5]

 

Der Durchbruch - man besucht die Sparkasse

 

Dass man zur Bank geht, sollte erst später ein „Event“ (zum Beispiel Weltspartag) werden, über das man offen sprechen konnte.[6]



 Text: Matthias Bechtle, Wien 2012.


[1] Vgl. Venus, Theodor, Die Zentralsparkasse im „Ständestaat“ und „Dritten Reich“. In: Haiden (Hg.) 2007, (51-78) S. 58.

[2] Vgl. Haiden. In: Haiden (Hg.) 2007, (79-130) S. 81.

[3] 78 von 88 Privatbanken wurden aufgelöst, die Übrigen arisiert. Mitglieder der SA und SS wurden in die Zentralsparkasse aufgenommen, während die Österreicher jüdischer Konfession entlassen wurden. Vgl. Venus 2007, S. 62-64.

[4] Vgl. Haiden (Hg.) 2007, S. 200-201. 

[5]Mündliche Auskunft Johann Hock 2009.

[6] Vgl. Haiden 2007, S. 108.



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