Sparefroh - Plakate 1950er-1970er Jahre

Das Sparkassen-Maskottchen Sparefroh auf Plakaten


1. Plakat : Sparefroh empfängt Kinder mit Sparschweinen 1960


Sparefroh begrüßt Kinder mit Ihren Spardosen in der Sparkasse am Weltspartag (vermutlich 1960). Plakat von Heinz Traimer.
Sparefroh am Weltspartag (vermutlich 1960). Plakat von Heinz Traimer (83x60).

Vom Kleidungsstil her und der singulären Darstellungsweise des Sparefrohs ist Traimers Plakat „Am Weltspartag hat Sparefroh Geburtstag, deshalb lacht er so! Schon eine Woche vor dem Feste sind alle Kinder seine Gäste!“ (Abb. 88), von 1960, noch ganz den 1950er Jahren verpflichtet.

 

Vor einem hellblauen Hintergrund baut sich in zwei Ebenen die Szenerie um die Figur auf. Er steht auf einem holznachahmenden Balken, der die gesamte untere Breite einnimmt. Ein Knabe, den er umarmt, sowie ein Bursche (im Sakko) sind dem Sparefroh beigestellt. Beide haben Sparschweine dabei. Der Bursche scheint einem Mädel, das am linken unteren Bildrand steht, etwas zuzurufen. Dieses blondhaarige zarte Geschöpf wirkt sinnlich verklärt in seinem Blick und trägt ein weißes, getupftes kurzes Kleid, das sich im Windspiel bewegt. „Feminin“ wird sie durch Lippenstift und ein mit Rosen bemaltes, beigegebenes Sparschwein dargestellt.

Der Grafiker nutzt die damals und wahrscheinlich heute noch geltenden Geschlechtervorstellungen. Die Differenzierung von Gesichtern - im Vergleich zu den sonstigen flach gearbeiteten Partien - ist für Traimer zeitlebens bestimmendes Erkennungsmerkmal. Ungewöhnlich für den Sparefroh sind dessen blaue Augen, die plastische Modellierung des Kopfes durch Farbe und nicht wie sonst in Form kleiner Striche (Wange).

Die Geste, mit der der Sparefroh die Kinder zu sich holt, ist einmalig. Ferner ist die Grafik in ihren recht zarten Farben für Kinderplakate in der Sammlung Traimer singulär. Das Motiv des Mädels könnte ebenso für eine Waschmittelwerbung genutzt werden und erinnert mit der Bewegtheit an die flatternden Gewänder des Jugendstils. Die Schreibschrift entspricht der Schönschrift, die in der Schule gelehrt wird. Der Grafiker will zeigen, dass der Besuch eines Weltspartages eine feierliche Angelegenheit ist, zu dem sich die Kinder und Jugendlichen fein einzukleiden zu haben.

Der gütige Sparefroh heißt die fleißig sparenden Besucher herzlich willkommen. So verknüpft die Sparkasse geschickt den Weltspartag mit dem angeblichen Geburtstag dieser Figur. Der Wind trägt das vielleicht noch zögernde Mädel geschickt in Richtung des Podest, auf dem der Sparefroh „Hof“ hält.


2. Plakat: Sparefroh zeigt Kindern den Weg zur Sparkasse


Sparefroh am Weltspartag. Sparefroh zeigt jungen Sparern den Weg zur Sparkasse. Plakat von Heinz Traimer nach 1960.
Sparefroh am Weltspartag. Plakat von Heinz Traimer (83x60) nach 1960.

Ebenfalls vor einem blauen Hintergrund, aber dunkler gehalten, dient der Sparefroh (Abb. 89) nun als Wegweiser für Kinder auf dem Weg zum „Treffpunkt Sparkasse“.

 

Das untere Viertel des Bogens dient der Beschreibung für den „Weltspartag“. Das mittlere Feld nehmen fünf Kinder ein, darunter drei Mädel und zwei Knaben. Sie haben ihre Schultaschen dabei. Eines trägt ein Sparschwein sowie ein Sparbuch in der Hand. Ein weiteres Kind fährt Fahrrad. Die Kinder sind im Profil dargestellt und gehen gerade. Ihre Kleidung ist verschiedenartig gestaltet. Kariert, liniert, einfarbig, gepunktet und gemustert, bieten sie einen interessanten Materialmix. Den Personen fehlt eine gewisse Tiefe, dass bedeutet, sie sind flacher gestaltet als diejenigen des zuvor genannten Plakats. Erstere weisen im Gesicht lediglich einen ausgefransten roten Punkt als Andeutung der Wangen auf.

 

Leicht in den Hintergrund gestellt, weist der Sparefroh mit ausgestreckten Armen den Kindern den Weg von links nach rechts. Dabei scheint er die linke Hand zum Herbeiwinken zu nutzen. Er ist recht starr/flach wiedergegeben und auch er besitzt nun nur noch die farblich differenzierten Wangenpunkte, die kreisförmig auslaufen. Die starke Koloration erklärt sich durch die junge Zielgruppe.

 

Das Plakat ist durchaus gelungen und weist mit dem frei gebliebenen, rechten oberen Eck auch formal ein ästhetisches Gesamterscheinungsbild auf. Ein das Plakat betrachtendes Kind erfährt hier, dass es, wie die anderen Kinder auf dem Plakat, dem Sparefroh folgen sollte, um ein Mitglied der (erstrebenswerten) Sparer-Kindergruppe zu werden. Durch die Buntheit des Geschehens wird eine gewisse Fröhlichkeit suggeriert, die die Trennung vom Spardosen-Inhalt vermutlich erleichtern soll.


3. Plakat: Groschensparen in Schulen für den Sparefroh


Schulsparen Klassensparen Sparefroh in der Schule.  Plakat von Heinz Traimer um 1960.
Wir sparen jeden Groschen! Klassenzimmer mit Schülern (Schulsparen). Plakat von Heinz Traimer um 1963 (A3).

Einige Jahre später wird das Plakat „Wir sparen jeden Groschen“ (Abb. 90) entstanden sein.

 

Es war für die Nutzung im Klassenzimmer beim „Groschensparen“ wohl zum Einsatz gekommen. Der Grafiker bietet einen abstrahierten Einblick in ein Klassenzimmer.

Drei Stuhlreihen sind hintereinander gestellt und bieten unterschiedlich dargestellten Kinder Platz.

In deren Mitte sitzt auf einer weißen Sparbüchse ein übergroßer blonder Knabe. Vom Gestus her scheint er fröhlich und entschlossen darauf hinzuweisen, welcher Betrag (der in das weiße Feld geschrieben werden soll) erspart wurde. Er hat eine kurze dunkelblaue Hose und ein weißes Poloshirt an. Eine kleine, fröhliche Sparefroh-Figur ist auf der linken Seite des Shirts zu sehen. Der Junge in der ersten Bank hat recht diskret als Aufdruck das Logo der „Z“ auf seinem braunen Leibchen haften. Interessant ist hier, dass Traimer sich die Mühe macht, 11 verschiedene Kinder in Gesicht, Kleidung und Charakter wiederzugeben. Zwar ist er nicht konsequent in der Nutzung eines Stiles (Striche oder Schattierung), aber für ein Klassenzimmer-Plakat erfüllt es seinen Zweck, weil es bunt und „lustig“ ist.

 

Die drei letztgenannten Plakate weisen fast keine Konturlinien auf, sie bestehen aus aneinandergesetzten Farbflächen, die dadurch eine Bildwirkung erzielen. Robert Delaunay (1885-1941)[7] wendete 1926 für sein Gemälde „Les Coureurs“ (Abb. 91) ebenfalls, wenngleich wesentlich abstrahierter, formgebende Farbflächen an. Im Vergleich zu Traimer weist Delaunays Arbeit aber kubistische Merkmale auf. Die Dominanz der Farbe und deren Kontrastwirkungen sind unbestreitbar. Zuerst wird die Koloration und danach der sich bildende Inhalt wahrgenommen - die Läufer. Selbst ohne differenzierte Gesichter nehmen Betrachter die Figuren als menschlich wahr.


4. Plakat: Auf der Erfolgsleiter mit Sparefroh


Sparefroh - Immer wieder Sparefroh! Jugendsparwoche der Sparkassen. Plakat von Heinz Traimer, vermutlich 1962.
Immer wieder Sparefroh! Jugendsparwoche der Sparkassen. Plakat von Heinz Traimer (83x60) vermutlich 1962.

„Immer wieder Sparefroh“ (Abb. 92), mit orangefarbenem Hintergrund und Kindern, die auf den Buchstaben „JUGENDSPARWOCHE“ wie auf einer Treppe zum Sparefroh heraufsteigen, ist ein Glücksfall, da hier neben einem Probedruck auch die zugehörige Mater (Druckform) noch vorliegt (Abb. 93).

 

Das Plakat irritiert, vermutet man doch nicht unbedingt gleich, dass es von Traimer stammt.

 

Die Kinder wirken starr, festgefroren und sind nicht gerade als hübsch zu bezeichnen. So gleicht der Sparefroh eher einem Kobold, denn Kinder­freund. Die Köpfe der Kinder sind differenziert gestaltet und mit schwarzen Linien nach­gezeichnet. Die Bäckchen leuchten dermaßen rot, dass sie wie Fremdkörper erscheinen. Der restliche Körper, in Kleidung und Schuhen, besteht ausschließlich aus Fläche.

Eine Dimensionalität wird nur durch das jeweils weiter hinten liegende Bein oder die Ober­bekleidung, die einen dunkleren Farbton aufweist, hergestellt. Für gewöhnlich gibt Traimer Gesichtern erste Priorität in Belangen der plastischen Gestaltung und nicht der restlichen Figur. Das die „Buchstabentreppe“ nicht im geringsten eine optische Tiefe aufweist, erstaunt ebenso wie das intensive, für den Grafiker verwunderliche, Orange, dass so sonst nicht vor­kommt.

Das Plakat entstand vermutlich 1962.

Von der Farbwahl her wird das Plakat sofort den Blick des Betrachters auf sich gezogen haben. Die aufsteigende Treppe dürfte ebenfalls positiv interpretiert worden sein, frei nach dem Motto „Jeder kann aufsteigen“.


5. Plakat: Wir sparen froh mit Sparefroh! (Sparkassen-Besuch)


Sparefroh. Wir sparen froh mit Sparefroh! Plakat für die Jugendsparwoche der Sparkasse 1964, von Heinz Traimer
Wir sparen froh mit Sparefroh. Plakat für die Jugendsparwoche 1964 von Heinz Traimer (83x60).

Als letztes der zahlreichen Sparefroh-Objekte soll das 1-Bogen-Plakat „Wir sparen froh mit Sparefroh!“ (Abb. 94), wiederum für die Jugendsparwoche 1964 entstanden, genannt werden.

In Auftrag gaben es die „Erste“ und die „Z“. Vier kleine Kinder besuchen den Sparefroh wohl in der Kassahalle.

 

Hinter einem braunen Schalter steht dieser lächelnd und leert gerade die Sparbüchse des kleinsten der Besucher. In hohem Bogen fallen die Münzen in eine Schale. Das Kleine, in gestrickter Kleidung, kann noch nicht einmal sehen was geschieht, da es nicht zur Oberkante des Tresens reicht. Zwei Mädel unterschiedlichen Alters halten links daneben ebenfalls dem Sparefroh ihre Büchsen hin. Ein älterer Bub ist schon ganz locker an den Schalter gelehnt und stützt das Kinn auf. Vermutlich hat er bereits den Einzahlungsvorgang hinter sich. Mit Liebe zum Detail gestaltet Traimer wieder die Stoff­lichkeit, spart aber die Schattenwürfe im Gesicht aus.

Durch die Wiedergabe eines Sparschweins, einer Spardose in Globus-Form, des Sparefroh beim Entleeren einer solchen Dose wird ohne Worte, und damit leicht lesbar für Kinder die Bedeutung des Weltspartags vermittelt – für den man sich ordentlich zu kleiden hat. Für Teile der Schrift sowie die Logos der genannten Banken verwendet Traimer ein Grün, das auf dem prägnanten Gelb des Hintergrunds nicht sonderlich hervorsticht. Die Typographie verbindet sich harmonisch mit der Grafik.

 

Text: Matthias Bechtle, Wien 2012.

 

[1]Vergleiche Handel mit Sparefroh-Artikeln in der Internetauktions-Plattform ebay.at (2009-2011).

[2] Laut Standard.at hatte der „Sparefroh“ in Österreich um 1970 einen Bekanntheitsgrad von nahezu 100 %. Vgl. Der Standard 19.12.2006 http://derstandard.at/2625579.

[3]Vgl. Neubauer 1994, S. 28.

[4]Weitere Informationen zum Sparefroh. In: Sparkassenverlag (Hg.), 13. Jahrgang Heft 6, November/Dezember 1965, S. 142.

[5]Paleczny 2007, S. 147.

[6] Vgl. Haiden. In: Haiden (Hg.) 2007, S. 84.

[7] Vgl. Lexikon-Eintrag in: Altmann (Hg.) 2004, S. 139.

 



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