Ein Bäcker freut sich über eine kleine Zeichnung - oder wie Traimer Grafiker wurde
Heinz Traimer, so seine Schwester Roswitha, habe seinen ersten Entwurf auf die Papiertüte eines Bäckers aus München gezeichnet, die Letzterem so gut gefiel, dass er sie ankaufte.[24]
Durchlebte Nächte, Feiern und Fasching in München
Mit kleinen, aber zahlreichen Aufträgen diverser Kunden konnte sich Traimer nach seiner Ausbildungszeit selbst erhalten. Er arbeitete meist bis spät nachts oder die ganze Nacht hindurch, schlief am Tag und besuchte nach Möglichkeit die Münchener Festivitäten, Klubs und Tanzlokale.[25]
Kunst und Kultur und ein paar selbstverfasste Schlager auf Langspielplatte
Trotz der Kinderlähmung, Traimer war als 100 % kriegsversehrt eingestuft, wird er als stets heiterer Zeitgenosse mit Interesse an Jazz, Theater und Kunst beschrieben. Traimer nahm einige seiner selbstverfassten Schlager und Jazzstücke auf Schellackplatten (Vorläufer der Langspielplatte) auf, die aber keine Bekanntheit erlangten.[26]
Urlaube inspirieren für neue Grafiken
Von den Urlaubsreisen brachte er häufig Werbegrafiken nach München/Wien mit.
Bei einer Erholung in Österreich 1952, in Millstatt, lernte er die Juristin Dr. Gertraude Gebauer (geborene Rath) kennen. Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor, 1958 Michael und 1963 Matthias-Johannes.
Traimer hatte die deutsche und seit 1958 auch die österreichische Staatsbürgerschaft inne.[27]
Ein unparteiischer Grafiker für eine "Rote Bank"
Er blieb trotz der bekannten Nähe der Zentralsparkasse der Gemeinde Wien und des ARBÖ zur Sozialistischen Partei Österreich (SPÖ) stets um seine Parteiunabhängigkeit bemüht. Ein Plakat für die SPÖ 1959 kennzeichnet er mit „TR“ und nicht mit Traimer. Eine Anerkennung um Verdienste im Wahlkampf Franz Jonas[28], wie Titel („Professor“) oder, in Wien beliebt, ein dreistelliges Automobil-Kennzeichen schlug er dementsprechend aus.
Humor und Zuversicht trotz Polio
Bis zuletzt haderte Traimer nicht mit seinem Schicksal, sondern versuchte stets dem Leben mit Humor zu begegnen.
[24] Vgl. Quelle: Erinnerungen der Schwester, Lebenslauf 2009.
[25]Mündliche Auskunft Günther Heinze 2011.
[26]Angeblich wurden Lieder von ihm im Radio gespielt.
[27] Vgl. Quelle: Staatsbürgerschaft BRD 1957 und Quelle: Staatsbürgerschaft Österreich 1958.
[28] Jonas war Bürgermeister der Gemeinde Wien und späterer Bundespräsident der Republik Österreich, zudem von 1951-1964 Vorsitzender des Verwaltungsrates der Zentralsparkasse (entspricht der späteren Stellung des Generaldirektors). Vgl. Haiden (Hg.) 2007, Anhang, Tab. 7 S. 223.