Von Klosterneuburg nach Wien
Noch vor der Hochzeit 1957 im Jahr 1956 beantragte Heinz Traimers zukünftige Ehefrau Dr. Gertraude Gebauer eine Konzession: „zum Betriebe eines Flachdruckgewerbes mit der Beschränkung auf die Verwendung von selbsthergestellten Seidenschablonen unter Ausschluß der Verwendung von Maschinen mit einem Standort in Klosterneuburg.“[57]
Bereits am 15. Juli 1957 genehmigte das Bundesministerium für Handel und Wiederaufbau Heinz Traimer eine Siebdruckerei: „in Wien XIX. Bezirk, Kahlenbergerstraße 74“ [58] zu errichten. Im Haus der Familie wurde zuerst die Siebdruckerei im Wohnzimmer installiert. Im kleinen Zimmer nebenan befand sich das Büro von Gertraude.
Das Ehepaar Traimer nannte den Betrieb die „Kahlenberg-Graphik“. In den ersten 15 Jahren investierte das Ehepaar nach heutigem Wert ungefähr 180.000 Euro in den Betrieb. So kostete beispielsweise eine Reproduktionskamera mehr als ein Opel-Automobil.[59]
1962 die Druckerei wird erweitert
Mit zunehmenden Aufträgen wurde der Keller verwendet und ab 1962 ein separater Anbau mit Unterkellerung für die Druckerei errichtet.
Erstaunlich erfolgreich auch ohne jegliche Werbung
Da Traimer keine Werbeinserate für diese Einrichtung schaltete, wundert der Erfolg der "Kahlenberg-Graphik".[60] In der Druckerei war ein eigener Grafiker namens Friedrich Zisser angestellt. Mehrere Personen arbeiteten für die florierende Siebdruckwerkstatt.[61] Kunden waren beispielsweise Matador, Turtle-Wax, Sinalco oder Bad Ausee Limonaden,[62] aber auch der SPÖ eigene „Vorwärts Verlag“ und der KPÖ nahe „Globus Verlag“.[63]
Der Tod der Ehefrau - das Ende der Druckerei
Mit dem frühen Tod von Gertraude Traimer endete das Bestehen der Druckerei. Der Grafiker legte die Konzession zum Betrieb, am 30. März 1979 zurück.[64] Viele der Plakate für Österreichs Sparkassen wurden bis Anfang der 1970er Jahre in dieser Siebdruckerei gedruckt.
Später wurde die Druckerei Waldheim-Eberle in Wien vermehrt zur Ausführung der Grafiken genutzt, für die Traimer 1963/64 zwei humorige Karten (Abb. 16-19 in der Diplomarbeit) entworfen hatte.
[57]Quelle: Konzession Klosterneuburg 1957.
[58]Quelle: Konzession 1957.
[59] Die Investitionen in die Siebdruckerei sind sehr gut dokumentiert.
[60]Vergleiche der Jahrgänge 1964–1967 in, Verband österreichischer Zeitungsherausgeber (Hg.) 1964-1967.
[61]Angestellte der Siebdruckerei waren unter anderem: Frau Ganster, Frau Helga Unger, Frau Martina Balcz, Frau Knechtl, Frau Elisabeth Nussgraber, Frau Schimmel, Frau Rosa Koch und Herr Färber.
[62] Diese Grafiken waren in der Siebdruckerei in Kartons gelagert. Geschäftsunterlagen hierzu fehlen.
[63]Mündliche Auskunft Dr. Matthias Traimer 2010.
[64]Quelle: Rücklegung Gewerbeschein 1979.