„Ich bin der Mann der Musik macht“ (Abb. 2) ist bis zum jetzigen Zeitpunkt die älteste, sieht man von der Augsburger Schulzeit ab, erhaltene Arbeit Heinz Traimers.
Datiert auf den 30. Juli 1948 ist sie damit noch in der „Blocherer“ Schulzeit entstanden. Da er sich für Jazz Musik interessierte und auch komponierte, entwarf Traimer, vielleicht während seines Kuraufenthalt in Tegernsee, einen Schutzumschlag für die Noten seiner Foxtrott-Komposition.
Das Cover, eine kolorierte Handzeichnung, zeigt einen Mann an einem Klavier sitzend. Im Hintergrund tanzt ein Paar zusammen. Der Klavierspieler wird stark stilisiert, in vereinfachter Form dargestellt. Er sitzt mit gespreizten Beinen auf einem Klavierhocker an einem offenen Konzertpiano und scheint mit seinem rechten Bein den Takt zu geben.
Sein übergroßer Kopf ist im Profil zu sehen. Der Mund steht offen, das gestriegelte Haar zeigt zwei abstehende Locken. Der Pianist scheint auf einer Bühne zu stehen, die vom linken Bildrand in den rechten zuläuft.
Rechts daneben, auf einer tieferen Ebene, tanzt ein Mann mit einer Frau.
Die Personen sind in der Mode der 1940er Jahre bekleidet. Die Frau trägt ein hellrotes Kleid ohne Ärmel und mit rundem Ausschnitt, den eine weiße Bordüre ziert.
Frisur und Kleidung weisen noch den Stil der 1930er Jahre auf. Der Tanzpartner scheint die Dame zu führen. Es ist kein realistischer Raum wiedergegeben.
Die rechte untere Hälfte ist dunkel gehalten und wird zur Mitte des Blattes hin immer heller, um von dort aus in die linke obere Hälfte in einem Rotton zu enden.
Der serifenfreie Schreibschrift-Schriftzug „Ich bin der Mann der Musik macht!“ beginnt oben links und nimmt knapp die Hälfte der Grafik ein. Ein musikalisches Notensystem zieht sich wellenförmig von links nach rechts. Er beginnt mit einem Notenschlüssel, das Wort „Musik“ ist kunstvoll in der Art von Musiknoten wiedergegeben und deutlich breiter ausgeführt, als die anderen Lettern.
Vergleich
Als zeitgenössischer Vergleich des malerischen Stiles der Frau mag sich das Filmplakat „Die Sünderin“ (Abb. in Diplomarbeit) anbieten. Ebenfalls eignet sich das 1946 gemalte Filmplakat „Morphium“ (Abb. in Diplomarbeit) in Bezug auf die Frauendarstellung, um einen zeitlichen Vergleich anzustellen. Die Dargestellte, im Profil, befindet sich zwar nicht im Arm eines Mannes, doch erliegt sie vermutlich gerade einem Rausch. Ihr rotes Stoffkleid ist von reichem Faltenwurf geprägt. Große Sinnlichkeit ist des Weiteren bei einer Version des Filmplakates zu spüren. Diesmal ist die Schauspielerin von vorne zu sehen. Sie trägt wieder das trägerlose Kleid und schaut vermutlich ins Leere. Ihr Haar ist aber brünett statt schwarz gehalten. Im dunklen, zum Teil pastos ausgeführten Hintergrund zeichnet sich eine Person ab, die eine Spritze kontrolliert.
Text Matthias Bechtle 2012.