Das gelungene Sparkassenplakat - die Anforderungen

Das Plakat (Poster) in der Sparkassenwerbung


Der Grafiker Heinz Traimer 1967 über Sparkassenplakate

 

Erfreulicherweise hinterließ Traimer ebenfalls seine Sicht über Bankwerbung. 1967 brachte der Grafiker in einer Rede vor Angehörigen der Sparkassen zur Sprache, was er von der Bankenwerbung halte.

Hier äußerte er sich zum besonderen Aufgabenfeld der Gestaltung eines Sparkassenplakats (vulgo Poster), respektive eines Bankplakats. Aus dieser Rede sollen hier Auszüge genannt werden.

Traimer war sich demnach sehr bewusst, dass er kaum so frei arbeiten könne wie ein Gebrauchsgrafiker, der nicht für Banken arbeitet und versuchte zu erklären:

 

„[…] Wie entsteht so ein Plakat, wie lauten die Aufgaben, welche Gesetze gibt es zu beachten, welche Probleme treten auf? Auch hier gibt es kein Allgemeinbeispiel.

Jedes Plakat erfordert seine sehr individuelle Behandlung. […] Fragen wie „wie soll ein Werbemittel beschaffen sein, oder was ist ein Plakat“ sind natürlich generell schwer zu beantworten.

Es gibt da eine Reihe von Definitionen, z. B. Das Plakat – der revolutionäre Schrei der Straße, oder „das Plakat soll ein schockierendes Rufzeichen sein“ usw. Manchmal werden dazu auch Beispiele gezeigt, - aber letzten Endes gibt es verhältnismäßig wenige Themen, auf die sich diese Forderungen anwenden lassen. […]

 

Ich unterscheide bewusst Plakat und Sparkassenplakat. Das Plakat, oder sagen wir das Konsumplakat unterscheidet sich meistens schon durch seine Größe 2, 4 oder 8 Bogen, Sparkassenplakat 1 Bogen. Dazu scheint es auf Anschlagsflächen u. Plakatsäulen auf – während unser Plakat – 1 Bogen – überwiegend in den Schaufenstern hängt. (Wird es auf öffentlichen Plakatflächen affichiert, so wäre ratsam, es in doppelter Ausgabe – also 2 nebeneinander anzuschlagen. Das nur nebenbei).

Ich möchte hier nicht weiter auf den Unterschied zwischen Konsumplakat u. Sparkassenplakat eingehen – in Bezug auf die Thematik ist das wohl klar – ich möchte nur sagen, dass es ungemein schwieriger ist, ein Plakat zu machen für eine abstrakte – begrifflich oft schwierige und manchmal unpopuläre Sache – als für einen Konsumartikel, den der Betrachter unter Umständen gerne haben möchte.

 

Ein Plakat für Badeanzüge - oder BH erfordert neben einem hübschen Modell im Wesentlichen vom Grafiker ein ästhetisches Gestaltungsvermögen. Wie setze ich das Mädchen gut und anders als gewohnt in den Raum, wie kann ich es durch Farbe von den Üblichen unterscheiden. Dazu kommt meist außer dem Firmenschriftzug kaum eine Schrift. Das Ganze ist also im Wesentlichen Aufgabe der Gestaltung. Das Gleiche gilt für den Großteil aller Plakate.

Manche Firmen bieten Spielraum für moderne Experimente – unter den meist schlechten Filmplakaten – die Atlas-Film. […]

 

Das Sparkassenplakat erfordert primär eine geistige Auseinandersetzung mit dem Thema.

Nehmen wir z. B. das Konto. Ich kann allgemein auf ein Konto aufmerksam machen – sozusagen good-will für das Konto. Ich kann das Prestige-Gefühl ansprechen, ich kann den funktionellen Ablauf, die Technik bringen, ich kann das Zeitgemäße anvisieren: der moderne Mensch hat ein Auto, eine Waschmaschine einen Fernsehapparat und ein Konto, das Konto spart Zeit, ich kann die Vorteile, den Dauerauftrag bringen. Ich finde also eine Reihe von Gesichtspunkten, die für das Konto in Betracht kommen.

Dann eliminiere ich, was war thematisch schon da, bezw. was scheint derzeit aktuell besonders günstig anzukommen.

Welche Argumente sind wirklich ehrlich, welche bieten wirklich einen Vorteil, wie kann ich mit gutem Gewissen z. B. das Gehaltskonto „verkaufen“? Es ist schon nicht leicht einen Artikel von nur einer Maschinenseite über das Konto zu schreiben. Das Plakat soll mit nur einem Slogan, d. h. nur ein paar Worten auskommen. […].“[1]. Anschließend beschreibt er an einem Plakat seine Gedankengänge hierzu.

 

Autor: Matthias Bechtle, Wien.

Zitierweise: Bechtle, Matthias, Heinz Traimer DA m.s., Universität Wien 2012, S. 52.


[1]Quelle: Rede Traimer (2) 1967.

 

 


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