Neben den Plakaten, die im Schaufenster oder an Anschlagsflächen aushingen, kamen noch meist zwei Landwirtschaftsplakate pro Jahr hinzu. Sie wurden in den Filialen gehängt oder einschlägigen Magazinen geschaltet.
„Kredite für die Landwirtschaft – schnell und unbürokratisch“ (Abb. 255) besticht durch die elegante Erscheinungsform der Landschaft.
Vor einer Gebirgskulisse, die sich rein flächig aufbaut, steht ein Bauernhaus mit Stall oder Garage. Davor erstreckt sich eine lange Wiese, auf der ein landwirtschaftliches Nutzgerät steht. Es handelt sich vermutlich um einen Rechen. So entstehen im eigentlichen Sinne zwei Ebenen, die des Rechens und die der Landschaft. Durch Örtlichkeit, Architektur und Gerätschaft wird der Betrachter sofort einen Landwirtschaftsbetrieb assoziieren, womit ein vertrauensschaffender Heimatbezug gegeben ist. Die Maschine ist im Vergleich zur Restgrafik dreidimensional dargestellt. Das Gras weist eine Differenzierung in der „Spateltechnik“ auf. Die dem Gebirge vorgelagerten Hügel sind etwas dunkler gestaltet als die weiter entfernte Landschaft. Dies entspricht der Tatsache, dass mit zunehmendem Abstand die weiter entfernten Partien heller wirken. Der angeschnittene Rechen ist so dominant in Größe und Farbe, dass er alle Grafikteile miteinander verbindet.
Das Signalrot des Arbeitsgerätes leuchtet auf der gelb-grünen Wiese und wirkt wie die pur-purne Gebirgspartie auf die grünen Hügel besonders kontrastreich. Traimer arbeitet hier mit äußerst stimulierenden Farben.
Von der Gestaltung her ist dieses Plakat der Tradition der sachlichen Plakatkunst der 1920er Jahre verpflichtet. Farblich betrachtet finden sich im Ex-pressionismus der „Brücke“-Künstler oder bei Malern des Bundes der „Blaue-Reiter“ Entsprechungen. Ernst-Ludwig Kirchners (1880-1938) „Amselfluh“ (Abb. 256) von 1923 arbeitet ebenfalls mit purpurnen und grünen Farbtönen. Die Gebirgslandschaft wurde stark vereinfacht und ohne räumliche Tiefe wiedergegeben.